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1. Bd. 1 - S. 17

1854 - Leipzig : Engelmann
Einleitung. '17 Mutter zu rächen, banden sie die letztere an den Schweis eines Stiers und schleiften sie zu Lode (farnesischer Stier). In Böotien und Attika heimisch ist die Sage von Te- reus, dem uralten König der mythenreichen um den See Kopais seßhaften Thraker, und seiner Schwester und Schwägerin Prokne und Phil o m ele, die nach Lödtung von Lereus'sohn in eine Schwalbe und eine Nachtigall verwandelt wurden.-------In dem roßreichen Thessalien wurzelt die Sage von den in einen vierfüßigen Pferdeleib en- digenden Kentauren (Stiertödtern), die mit den Lapithen große, in der bildenden Kunst vielfach dargcstellte Kämpfe führten. Der gerechteste unter den wilden Kentauren war der kräuterkundige Chiron, der Lehrer des Asklepios und Achilleus.— In Athen war Thcseus der Nationalheros. Er galt als der Gründer der Stadt, indem er die zerstreuten Bewohner zu einem Gemeinwesen vereinigte. Er ist der Sohn des athe- nicnsischen Königs Aegeus, aber in Korinth erzogen; nachdem er unter einem gewalti- gen Felsblock das Schwert und die Sandalen des Vaters hervorgeholt und dadurch den Beweis großer Stärke abgelegt, reinigt er bei der Rückkehr in die Heimath den Isthmos von wilden Räubern (Prokrustes u. A.) und befreit dann die Athener von dem harten Tribut von sieben Knaben und sieben Mädchen, die sie dem kretischen Minotauros alle neun Jahre darbringen mußten, indem er das Ungeheuer, das aus einem menschlichen Leibe ein Stierhaupt hatte, tödtet und mit Hülfe des von der Königstochter Ariadne über- kommenen Fadens den Ausweg aus dem Labyrinthe wieder findet. Aegeus, in der Meinung, sein Sohn sei umgekommen, weil dieser vergessen hatte, das schwarze Segel des Schiffes mit einem weißen zu vertauschen, stürzte sich verzweiflungsvoll ins Meer, das von ihm den Namen des ägeischen erhalten haben soll. Theseus hängt innig mit dem Culte des P ose i d o n zusammen, zu dessen Ehren er die i sthmis ch e n Spiele einsetzt; auch in der Liebesgeschichte seiner zweiten Gemahlin Ph ädra mit seinem Sohne Hippoly- tos bewirkt Poseidon den tragischen Ausgang. ■— Die Thcseussage hat viele Verwandt- schaft mit dem Mythos von Herakles; wie dieser steigt auch er in die Unterwelt hinab. — §,13. Die italischen Göttersystem e. Die alten Bewohner Italiens waren theils Stammverwandte der griechischen Pelas g er, mit denen daher ihre religiösen An- schauungen, wie ihre Baudenkmale (Schatzkammern, Thesauren u. A.) große Aehnlichkeit haben, theils eingeborene Stämme, wie die Sabeller und O sker, theils später ein- gewanderte Völkerschaften, wie im Norden die G a llier, im Süden und Osten die Hel- lenen (mehr §. 136). Tyrrhenische Pelasger bildeten'den Kern der Etrusker, deren religiöse und priesterliche Einrichtungen, so wie ihre Kunstwerke, ihre Geheimlehren und Wahrsagergebräuche in der Folge auf die Römer übergingen. Von den altitali- schen Völkerschaften, die einen eigenthümlichen Religionscultus besaßen, kommen haupt- sächlich die Sabiner und Latiner in Betracht. — I. Der republikanische Fö- derativstaat der Etrusker, bestehend aus zwölf von einer hierarchischen Aristo- kratie geleiteten städtischen Gemeinwesen, deren Mitte Tarquinii bildete, führt seine religiösen Einrichtungen auf einen der Erde entstiegenen Dämon, Tages, zurück. (Die Lagetischen Bücher in tuscischcm Versmaße, enthaltend die Wissenschaft der Blitze, Regeln der Städtcgründung und Prophezeihungcn allgemeinen Inhalts, waren die Quelle der verschiedenen etruskischen und römischen Wahrsagcbücher.) Die etruskische Götterlehre ist der griechischen sehr ähnlich. Tina entspricht dem Zeus, wie Kupra (Quiritis, Cu- ritis, Lanzengöttin) der Hera auch im äußern Cultus; Menerfa (Minerva) war, wie Pallas Athene, Erfinderin der Flöte und der Kriegs trompete; Vertumnus, der vielgestaltete, mit dem Dionysos verwandte Hauptgott der Etrusker repräsentirt den Wech- sel der Jahreszeiten (Fest der V e r tum n al i en im Oct.) und die Fülle und Mannichfal- tigkeit der Jahreserschcinungen. Die Schicksalsgöttin Nortia von Volsinii, die der For- tuna von Antium entspricht und später als Göttin der Zeit galt; die Mater Matuta von Cäre, die Mutter des jungen Tags und Gcburtsgöttin; Summanus, der blitz- Weber, Geschichte. 6. Ausl. 2

2. Bd. 1 - S. 19

1854 - Leipzig : Engelmann
19 Einleitung. reichen Tempel aus dem römischen Forum wurde ein immerwährendes Feuer von jungfräulichenprieste rinnen (Vestalinnen)/ die in hohem Ansehen standen und mit vielen Vorrechten begabt waren, unterhalten. Große Verehrung genoß auch die For- tuna, die Schicksalsgöttin inpräneste undantium, die ihre Orakel durch Loose ertheilte. Ferentina war die Bundesgöttin der Latiner, wie die von den Sabinern überkommene Feronia, in deren Hain die Bundesversammlungen stattfanden. Da die Latiner ein acker- bauendes Volk waren, sogabcsbei ihnen eine große Zahl agraris cher Götter, die sich auf Saat, Fruchtbarkeit, Jahressegen und Feldmark bezogen, wie Anna Perenna, V e n u s u. a. m. — Iii. Sabiner. Stammgott der Sabiner war der weissagende Sancus, Vater dessa- bus. Ihre Bundesgöttin Feronia war eine Erdgottheit, der man Blumen und Erstlinge der Ernte darbrachte; ihr mit dem chthonischen Gotte Diespater gemeinschaftliches Hauptsest fand auf dem Sorakte statt. Als ein kriegerischer Volksstamm verehrten die Sabiner hauptsächlich zwei Kriegsgötter, Mars und den mit ihm verwandten Quirinus. Der altitalische Mars hat eine tiefere Beziehung zu Staat und Leben als der griechische Gott des Kriegsgetümmels. Man verehrte ihn anfangs unter dem Bilde der Schutz- und Trutzwaffen, des Schildes und der Lanze, wie man aus der römischen Sage von dem vom Himmel gefallenen und als Reichspalladium verehrten Wunderschilde, dem man noch eilf andere beifügte, (Ancilien) ersieht. Dem Marscultus gehört der dem sabellischen Stamme eigenthümliche für Colonisation wichtige heilige Lenz (ver sacrum) an, eine Sitte, wvrnach alle in einem gewissen Jahre gebornen Menschen und Thiere den Göttern geweiht waren, worauf jene im 20. Jahre auswanderten und neue Ansiedlungen gründeten, diese sogleich geopfert wurden. Auf diese Weise sind die P icener, die der heilige Vogel des Gottes, P ic u s (Specht), führte und die Hirpiner, die einem andern dem Mars ge- weihten Thiere, dem Wolf, folgten, entstanden. Quirinus war eine uralte sabinische Speer- oder Kriegsgottheit, die nach Rom verpflanzt und hier mit Romulus, dem Gründer der Stadt, verbunden wurde. Auch S ol (Sonne) und Luna (Mond) waren altsabinische Götterwesen.-Da die Bevölkerung Roms aus Latinern, Sabinern und Etruskern bestand, so sind auch alle diesen angehörenden Götter und Religions- institute nach dieser Stadt gekommen. An der Spitze des römischen Religionswesens stan- den die P o ntisices als Wächter der Staatsreligion und der P ontifcx Marimus als höchste kirchliche Autorität. Die heiligen Gebräuche wurden von Priestern (Flami- nes) vollzogen, von denen jeder der bedeutenden Götter und Tempel einen oder mehrere besaß, worunter jedoch der auf dem Palatinus wohnende Flamen Dialis das größte Ansehen hatte. Dem Dienste des Mars stand das Priestcrcollegium der Salier vor; die Arvalisch en Brüder dienten dem Janus, dem Jupiter und derjuno. In späterer Zeit, als hie Philosophie in Rom auskam, bildete man eine große Zahl von B egriffs g o t t- h eiten aus, denen pantheiftischc Ideen zu Grunde lagen, so daß dieselben nur als allego- rische Begriffsbestimmungen gelten können, so Victoria, Coneordia, Roma, Fides, Ouies, Febris, Mephitis u. a. m. Die spätern Berührungen mit den Griechen vermehrten noch die Zahl der römischen Gottheiten; auch der Cultus der weissagenden Sibyllen, besonders der von Kumä, und ihre Orakelsprüche, die sibyllinischen Bü- cher, scheinen aus Großgriechenland zu stammen. — §. 14. Die heidnischen Religionssysteme des Orients. 1. Inder. Die Religion der Inder ist das Emanationssystem, wornach die ganze sichtbare und unsichtbare Welt aus der Gottheit hervorgeht und nach großen Zwischenräumen wieder in dieselbe zurückkehrt. Mittelpunkt ihrer Reli- gion ist die Lehre von der Seelenwanderung (M etemp s y ch ose). Nach dieser Lehre ist die menschliche Seele nur zur Strafe, die sie in einem frühem Dasein (praexistirend) verschuldet, dem irdischen Körper zugesellt und ihr Streben und Ziel Wiedervereinigung mit der göttlichen Weltseele. Darum 9*

3. Bd. 1 - S. 209

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Römerreich. 209 die Nahe der syracusanischen Kolonie Ancona, bemächtigten und mit den Rö- mern lange Kriege führten. Unter ihren Städten waren am berühmtesten Se- noga llia, in deren Nahe sich die durch Hasdrubals Niederlage (207 v. Chr.) berühmten Küstenflüffe M etaurus und Sen a ins adriatische Meer ergießen; Ariminum (Rimini), eine uralte umbrische Handelsstadt, und die durch einen Sieg der Römer berühmte Stadt Sentinum, mit der Wahlstatt Lusta Gal- lorum, wo 552 nach Ehr. der Gothenkönig Totilas den Heldentod starb. — Ii. Mittelitalien vom Rubico und Macra bis zum Frento und Si- larus, mit dem heil. Berge Soracte, nördlich von Rom, und den Flüssen Ar- nus (Arno) und Tiber, in welchen letztern sich der An io (Teverone) und das durch die Niederlage der Römer (390) berühmte Flüßchen Al lia ergießen. Am rech- ten User des Anio erhebt sich der durch dieauswanderung der Plebejer (495v. Ehr.) bekannte hei ligeb erg, eine unbedeutendeanhöhe. Mittelitalien umfaßt folgende sechs Landschaften : i) Etrurien (Tuscien), ein von einem gebildeten Volke be- wohnter republikanischer Staatenbund, bestehend aus zwölf ari st okra- tisch eingerichteten städtischen Gemeinwesen: Croton(Cortona),Arretium; C l u si u m; P e r u si a im N. Osten; Volaterra; Vetulonium; Rusella; Volsinii im S. Westen; Tarquinii; Care (oder Agylla); Veji; Fa- lerii im Süden. Die bedeutendsten Städte wahrend der Römerherrschaft sind ferner: Luna (unweit des heutigen Carrara) durch seine Marmorbrüche berühmt; Pisa, uralte Handelsstadt am Arno; Fasula auf einer Anhöhe und Florenz im Arnothale; Piftoria, berühmt durch die Vernichtung des catilinarischen Rebeuenheeres in der Nahe (62 v. Chr.). An der Meeresküste Populonium und Telam on, wo die Gallier 225 v.chr. eine bedeutende Niederlage erlitten. Unweit des Soracte mit seinem berühmten Tempel lag die Stadt Feronia, mit einem Markte und Religions-Cultus zu Ehren der Göttin Feronia, die bald als Blüthen- und Erdgöttin, bald als Göttin der Freiheit oder des Verkehrs auf- gefaßt wird, und deren heiliger, mit Tempeln geschmückter Hain in der Nahe der Stadt sich befand; Ameria am Tiber u. a. m. Nachdem die Römer nach langen Kriegen sich allmählich sämmtliche zwölf republikanische Hauptstädte, die größtentheils sehr fest und wohlvertheidigt waren, unterworfen hatten, legten sie Kolonien an undverbanden das Land durch mehrere Heerstraßen, dieaurelische, Cassische, Flaminische, mit Rom. 2) Umbrien, mit den Quellen des Tiber und den in der Geschichte berühmten Küstenflüssen Rubico, Metaurus und Sena. Als Städte sind, außer dem obenerwähnten Ariminum, zu merken: Pi sau rum; Fanum Fortunä mit einem Tempel und Religions- cult; Spoletium; Jnteramna, Geburtsort des Geschichtschreibers Tacitus; Jguvium mit berühmten Tempelruinen, wo in einem Gewölbe die sieben bronzenen eugubinischen Tafeln mit etrurischen Inschriften gefunden wur- den; Sarslna (Geburtsort des Komikers Plautus) und andere, sammtlich Municipalstädte oder Kolonien der Römer. 3) Piccnum theils waldig (Fichten) theils eben und fruchtbar, ursprünglich durch eine Kolonie der Sabeller bevölkert, später durch römische Kolonialstädte (Firmum; Castrum novum; Auximum u. a.) cultivirt und gesichert; am berühmtesten war die durch ihre Purpurfärbereien und ihren Handel blühende Hafenstadt Ancona („Ellenbogenstadt"), eine Niederlassung der Syracusaner (e. 394); die übrigen Orte wie Asculum, Numana u. a. waren römische Municipien. 4) Sam- nium, ein rauhes, waldreiches, mehr für Viehzucht als für den Ackerbau ge- eignetes Bergland von verschiedenen Völkern sabellischen Ursprungs bewohnt. Die wichtigsten Städte sind: Pinna, Hauptstadt der Vestiner; Träte, Festung Weber, Geschichte. I. 6. Ausl. 14

4. Bd. 1 - S. 210

1854 - Leipzig : Engelmann
210 Geschichte der alten Welt. der Marruciner; Corfinium (während des Bundesgenossenkriegs Italic« genannt, weil sie zum Sitz des Bundessenats und zur Hauptstadt Italiens be- stimmt war); und Sulmo (Ovids Geburtsort) im Lande der Peligner; Marrubium sehr alte Hauptstadt der Marser am Fucinersee, wo auch die römische Kolonie Alb a (Fucentia) lag; Amiternum uralte Stadt der Vestiner, Sallusts Geburtsort. In dem an Wein, Oliven und Waldungen reichen Sabinerland, das bis in die Nahe der Stadt Rom reichte, lagen die in der römischen Kriegsgeschichte berühmten Städte Fidêna und Crustume- rium; ferner Cures, die uralte Hauptstadt des Titustatius und dersabinischen Könige; Reate in einer reizenden Gegend am Flusse Belinus, der weiter auf- wärts den berühmten Wasserfall von Terni bildet. — Den Samnitern ge- hörten die Städte: Volana, Cominium, Aquilonia, Aufidenn, Bo- vianum, die uralte noch beut zu Tage durch ihre Ruinen merkwürdige Stadt Beneventum und Caudium, berühmt durch die in der römischen Kriegsge- schichte bekannten Gebirgspässe furculae Caudmae. 5) Latium, vom Tiber bis zum Liris, mit dem durch seine edeln Weine berühmten Massiker-Ge- birge und den Albaner Bergen, die sich südwärts von Rom in drei Arme theilen: a) der Albanerberg, der sowohl bei den latinischen Völker- schaften (die hier und im Hain der Ferentina ihre Bundesvereine hatten), als bei den Römern (wegen des Jup i ter-Tempels auf seinem Gipfel) im höchsten Ansehen stand. „An seinem westlichen Fuße befinden sich zwei tiefe, schöne und vielgerühmte Kesselseen, der L,aeu8 Albanus und Lacus Nemorensis, zwischen denen, gegen Norden, die Urstadt Alb a long a und gegen Süden das berühmte Cynthianum oder der Tempel der Diana Nemorensis lagen; auch Aricia (mit einem kochberühmten Diana-Tempel in einem heil. Hain) und Lanuvium lagen an seinem Fuße, nebst Bovillä, nur in tieferer Abdachung." b)Berg A lg idus mit der altvolskischen Stadt Veliträ. Berühmt war diese Ge- birgsreihe durch ihre herrlichen Waldungen, ihre trefflichen Triften, eine berühmte Bergfestung, die den Namen Algidum trug, und einen Tempel der Diana. c) Die Tusculanerberge, „hochberühmt durch die uralte Stadt Tusculum — und durch die auf und an ihren unzähligen Hügeln und an ihrem Fuße hin erbauten herrlichen Villen, welche alle die Aussicht über Roms schönste Gefilde, auf die ewige Stadt selbst, auf den Tiberstrom, den Anio und selbst auf das benachbarte Tyrrhenermeer genossen, unter denen das Tusculanum des Cicero eine der vorzüglichsten war." Auch die malerischen Ae quer- und V o ls k e r b er g e im Süden des Anio waren mit zahlreichen Landhäusern und Weinpflanzungen bedeckt. Latium, im weitesten Sinn, mit Einschluß des Gebiets der Volsker, Aequer, Herniker und Rutuler, umfaßte, außer der siebenhügeligen Tiberstadt Rom, a) an der Küste: die Hafen - und Han- delsstadt Ostia am linken Tiberufer; Laurentum, den von Lorbeergebüschen umgebenen uralten Königssitz der Latiner; Ardea, Hauptstadt der Rutuler, gehörte, wie die durch ihre Schifffahrt und Seeräuberei bekannte Hafenstadt Anti um zu den ältesten Städten des Landes; Terracina (An pur), uralte Volskerstadt auf einem Hügel; nicht weit davon in der Gegend von Fun di wuchs der berühmte Cäcuberwein; Cajeta auf einem steilen Felsenvorgebirg; Minturnä am Liris in einer sumpfigen aber dennoch fruchtbaren Gegend; S inue ssa, eine blühende Stadt in dem wein reichen Falerner Gebiet am Berge Massicus; b) iminnern, welches durch eine Menge Landstraßen, un- ter denen die mit vielen Grabdenkmalen geschmückte breite appische Straße zwischen Rom und Capua den ersten Rang einnahm, mit der Hauptstadt

5. Bd. 1 - S. 215

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Römerreich. 215 Regiments, indem sie Familienhäuptern oder Stammältesien gehorchten, die in Kriegszeiten sich mit ihren Schutzgenossen oder Hörigen (Clienten) unter einen Oberherrn (Imperator) stellten. Sie hielten auf Reinheit des Stammes und Geschlechts und schlossen ihre Ehen unter dem Schutze der Obrigkeit. Durch die bei ihnen herrschende Sitte des Gelübdes eines „h eil i g e n Frü h lin g s", wornach alles junge Vieh geopfert wurde und die in dem Jahre geborene Jugend nach Umlauf einer gewissen Anzahl von Jahren „einem im Frühlinge ausziehen- den Bienenschwärme gleich" über die Grenzen zogen, um sich neue Wohnsitze zu erobern, steuerten sie der Uebervölkerung und gewannen ihrem Volksstamme wei- tere Gebiete. Ein abgehärtetes, kriegerisches Bauernvolk führten sie in ihren offe- nen oder wenig befestigten Orten ein einfaches, nüchternes Leben und „schlichteten ihre Streitigkeiten lieber durch das Schwert und die Lanze, denn nach Minne und Recht." — 3) Die vom Tiber bis zum Laus in Latium, Campanien undlucanien seßhaften Osker, ein mit den Sabellern verwandter Volksstamm, der „meistens in Städten, Burgen und befestigten Dörfern siedelte." Zu ihnen ge- hörten: die Volsker an der Küste bis nach Terracina (Anxur) mit den Haupt- orten Anti um und Suesfa Pometia in der Nahe der Pomptinischen Sümpfe; die Ru tule rum Ardea herum, nordwärts, und die Au fön er bei Benevent und Cales und an der Küste zwischen V o lturnus und Li ris, südwärts von den Volskern. Die Aequer am linken Ufer des Anio und arn Algidus wohnhaft mit einem einst ausgedehnten Gebiet, worin die reizenden Städte P räneste und Ti b ur lagen; die H ern iker (d. i. Felsenbewohner) auf den Höhen des Algidus; die Aurunker um Suesfa u. a. m. Bei ihnen waren die Atellanen ein volksthümliches, von Tanz und Geberden beglei- tetes Lustspiel (M i m e n fp i e l) zu Hause. 4) Die Latiner, ein kräftiges Land- volk im Süden des Tiber, wohnten in dreißig, durch einen Bund und eine gemein- schaftliche Tagsatzung zu einem Staatenbund vereinigten selbständigen Städ- ten, unter denen Alba longa, wenigstens in Kriegszeiten, den Vorrang hatte. Bei ihnen blühte Ackerbau und bürgerliche Freiheit ohne Schutzhörig- keit (Cliente!) und bevorrechteten Waffen - oder Priesteradel; eine gemeinschaft- liche Sprache, gleiche auf Naturdienst gegründete und mit den Geschäften des Landbaus in Beziehung stehende Religion (der Saatengott Saturnus, Janus und Diana als Sonne und Mond; Ops, die Erde u. a.) und eine gegensei- tige Rechtsgleichheit verband alle Stadtgemeinden mit einander, »Sknngleich jede ihren innern Angelegenheiten selbständig Vorstand und einen eigenen Senat hatte. Unter den Städten sind außer Alba longa, das Aeneas'sohn, Julus, gegründet haben soll, und wo dessen Nachkommen die erbliche Königswürde führ- ten, besonders zu merken: Tusculum, Aricia, Gabii, Lavinium, Pra- neste u. a. Jährliche Tagsatzungen an der ferentinischen Quelle, gemein- schaftliche Opfer zu Ehren des Jupiter Latiaris, Gegenseitigkeit der E h en (Connubium), der Bürgerrechte und des Eigenthumserwerbs verknüpften alle Bundesglieder mit einander.

6. Bd. 1 - S. 221

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Römerreich. 221 verkündenden Wahrzeichen geschreckt. Da schickte er zwei seiner Söhne Titus undaruns nach Delphi, um den pythischen Gott zu besragen. Zur Kurzweil gab er ihnen einen Wet- ter Luciusjunius Brutus, der für blödsinnig galt, weil er sich, um demtod bringenden Argwohn des Tyrannen zu entgehen, als stumpfsinnig und tölpelhaft gestellt hatte, zum Begleiter mit. Nachdem sie die Antwort des Orakels erhalten hatten, befragten die Königs- söhne den Gott auch um ihr Schicksal; dieses weissagte die Herrschaft über Rom demjeni- gen, der nach der Heimkehr der Mutter zuerst einen Kuß geben würde. Darauf machten die Brüder unter sich aus, sie wollten ihre Mutter zugleich küssen und dann gemeinschaft- lich regieren. Bei ihrer Landung in Italien aber siel Brutus wie zufällig auf den Boden und küßte unvermerkt die Erde als die gemeinsame Mutter Aller. — Einige Zeit nachher, als die Römer die feste Nutulerstadt Ardea mit langer Belagerung drängten, strit- ten die Söhne des Königs und ihr Vetter, Tarquinius Collatinus, Lehnssürst in der kleinen Stadt Collatia, über die Tugend ihrer Frauen. Der Streit ward lebhaft; ein nächtlicher Ritt wurde unternommen, um die Frauen zu überraschen und zu sehen, was sie in Abwesenheit ihrer Männer trieben. Da trafen sie die fürstlichen Frauen zu Rom bei einem schwelgerischen Mahle unter Blumen und Wein; von da eilten die Jünglinge nach Collatia wo sie in später Nachtstunde Lucrezia im Kreise ihrer Mägde Wolle spinnend fan- den. Sie war in dieser Umgebung so schön, daß sie des Sextus Tarquinius Lüsternheit erregte. Von böser Begierde getrieben kam er am folgenden Tage nach Collatia zurück und kehrte nach dem Rechte der Verwandtschaft im Hause des Vetters ein. In der Oede der Nacht trat er bewaffnet in ihre Kammer und unter schrecklichen Drohungen, sie einem falschen Verdachte preis zu geben und ihrandenken zu entehren, zwang er sie, sich ihm hin- zugeben. Am andern Morgen rief sie ihren Vater und ihren Gemahl zu sich ; es sei Gräß- liches geschehen. Lucretius kam in Begleitung des P. Valerius, der sich nachmals den Namen Publicóla erwarb; Collatinus mit dem verachteten Brutus. Die trostlose Lucrctia erzählte unter Thränen des Schmerzes die erlittene Schmach, forderte Vater und Gatten zur Rache aufund stieß sich dann selbst den Dolch insherz. Nun war der Augenblick für Brutus gekommen, „daß er die Verstellung von sich werfe, wie Odysseus den Bettlermantel." Er hob den blutigen Dolch in die Höhe und schwur dem verbrecherischen Königshause den Untergang. Ueber Lucrczia's Leiche wurde der Bund der Rache geschlossen. „Sie trugen die Todte aus den Markt von Collatia; die Bürger sagten Tarquinius ab, und gelobten den Befreiern Gehorsam. Die Jüngern begleiteten den Lcichenzug nach Rom. Hier wur- den die Thore geschlossen, und das Volk von Brutus als Tribun der Celeres (Oberst der Ritterschaft) zur Versammlung berufen. Alle Stände entbrannten in einem einigen Ge- fühl; einstimmig entsetzte der Beschluß der Bürger den letzten König seiner Würde und sprach über ihn und die Scinigen Verbannung aus. Tullia entfloh aus der Stadt unver- letzt; die Rache über sie befahl das Volk den Geistern der Ermordeten." — „Nicht Blut- durst, nicht der Geiz der Tyrannen des Altcrthums, war das Entsetzlichste für ihre Unter- thanen ; das war es, daß den Gegenstand, der ihre wilden Lüste erregt hatte, nur der Tod vor Schändung retten konnte." '"0 Tarquinius Supcrbus brachte die latinischcn Orte zu einem Vertrag mit Rom, worin die Stadt als Haupt des Latiuerlmndes anerkannt wurde; er eroberte die reiche Volskerstadt Suessapometia und suchte durch Gründung v o n C o lon ien (Signia und Circeji) die Herrschaft der Römer weiter zu verbreiten; denn „durch diese Colonien hat der latinisch-römische Stamm seine Sprache und Volkseigenthümlichkeit all- mählich über ganz Italien verbreitet; „er erwarb die unter dem Namen der stbyllinischen Bücher bekannte Sammlung alter Orakelsprüchc, die im Capitolium aufbewahrt und mit dem Cultus und der Politik des römischen Staats in die engste Verbindung gesetzt wur- den , er führte das „über unterirdischen Felsenkammern und brunnenartigen Tiefen" sich erhebende Capitolium zu Ende, das fortan „der Aufbewahrungsort der wichtigsten

7. Bd. 1 - S. 272

1854 - Leipzig : Engelmann
272 Geschichte der alten Welt. Aristokratenpartei, unter ihnen die edelsten, durch Ahnen und Großthaten ausgezeichneten Senatoren und Consularen (der Besieger der Cimbern Ca- tulus, der Consul Octavius, der Redner Antonius, zwei Brüder Crassus u. a. m.) wurden erschlagen, ihre Hauser geplündert und ver- wüstet, ihre Güter eingezogen und ihre Leichen unbeerdigt den Hunden und Raubvögeln preisgegeben. Rom sühlte fünf Tage und Nachte lang alle Schrecken und Gräuel einer eroberten Stadt. Nach gesättigter Rache ließ sich Marius zum siebentenmal zum Consul wählen, starb aber wenige Monate nachher an den Folgen der Völlerei und eines wüsten Lebens und an der fieberhaften Aufregung, in die ihn die eigene Mordwuth und die mit Neid gepaarte Furcht vor Sulla's Glück und Rache versetzt hatte. Zwei Jahre später wurde Cinna in einem Soldatentumult getödtet und dadurch die Demokratenpartei der Marianer ihrer fähigsten Häupter beraubt, zu einer Zeit, wo Sulla (der alle Aufforderungen der flüchtigen Aristokraten zur Privatrache abgewiefen hatte, so lange der Nationalfeind nicht überwunden war) nach glücklicher Beendigung des Mithridatischen Kriegs in Italien landete. §. 190. Unterstützt von den Aristokraten rückte Sulla auf Rom los. In Unteritalien schlug er in mehreren glücklichen Treffen die demokratischen Consuln und brachte ihre Truppen auf seine Seite, trieb dann den jü ng ern Marius in dem festen Präneste (Palestrina) durch enge Belagerung zum Selbstmord und vernichtete endlich in einer furchtbaren mörderischen Schlacht vor den Thoren der Stadt (porta Collina^) die Partei der Marianer und der empörten Samniter. Diefeniederlage war dertodesstoß derdemokraten, deren ganzes Heer in dem Treffen mitgefochten hatte. 8000 Gefangene wur- den einige Tage nachher im Circus niedergestoßen, während Sulla den Senat in dem nahen Tempel der Bellona zu einer Berathung versammelt hatte. „Das Angstgeschrei der dem Tode Geweihten, das Aechzen der Verwundeten, das Stöhnen der Sterbenden drang in die Halle der Versammlung. Die Senatoren horchten, erbebten" und fügten sich zitternd den Machtgeboten des Gewaltigen. Hunderttausend Menschenleben hatte der Bürgerkrieg schon weggerafft, als Sulla (der Glückliche genannt) zur Vervollständigung seines Siegs die Aechtungstafeln (Proscription en) bekannt machte, worauf die Namen derjenigen Marianer standen, die in Folge eines Spruchs der neuen Schreckensgerichte von Jedem getödtet und ihrer Habe be- raubt werden durften. Dadurch wurden alle Bande des Bluts, der Freund- schaft, des Gastrechts und der Pietät zerrissen; Söhne wurden wider ihre Väter, Sclaven wider ihre Herren bewaffnet; den Hehler traf dieselbe Strafe wie den Geächteten, während der Angeber einen Theil der Güter erhielt. Ueber 100 Senatoren und Consularen und über 2000 Ritter fanden ihren Tod, der geringen Leute nicht zu gedenken. Gräuel, Schrecken und sittliche Entartung herrschten überall. Durch diesesproscriptionsgesetz„wurde Niederträchtigkeit zum Verdienste, Edelmuth zur Schuld gestempelt." „Das

8. Bd. 1 - S. 274

1854 - Leipzig : Engelmann
274 Geschichte der alten Welt. Lebensziele nahe war. — In seinem starken Körper wohnte ein noch stärkerer Geist. Für Sulla bedurfte es keiner Lehrzeit, kaum der Erfahrung, um im Rathe und im Felde der Erste zu sein; er erhaschte tändelnd, was Andere erringen, und lebte seinem Genius, weil er seiner gewiß war. — Ohne gelehrt zu sein oder sich anders als zu seiner Unterhaltung mir der Literatur zu beschäftigen, war er doch selbst mit der griechischen vertraut." (Drumann). 4. Die Zeiten des Cnejus Pompejus. r») Sertorius. §. 191. Die geächteten und verfolgten Marianer sammelten sich um den Demokraten Sertorius, dem es durch sein kluges und freundliches Benehmen, wie durch seine Rechtschaffenheit und kriegerischen Tugenden gelungen war, das Zutrauen der unterjochten Völkerschaften in Spanien und Portugal zu gewinnen und eine unabhängige, aus Römern und Eingebornen gebildete und durch ein rüstiges Heer vertheidigte Republik zu gründen. Mehr eitel als groß ließ er sich jedoch mehr von persönlichen Beweggründen als von politischen Ideen leiten. Lange widerstanden die Marianer und De- mokraten unter Sertorius' Leitung mit Glück den Angriffen ihrer Feinde, dem Golde und den Waffen des Metellus Pius. Erst als der wackere Anführer von seinen neidischen Genossen bei einem Gastmahl im spanischen Osca er- mordet worden war, gelang es dem kriegskundigen Pompejus, der sich als Jüngling an Sulla angeschlossen und nun als das Haupt der Aristokraten galt, die Insurgenten zu überwinden und ihre neue Republik wieder zu unterwerfen. Sein milder, versöhnlicher Charakter und sein freundliches, volksthümliches Wesen machten ihn zu einem glücklichen Vermittler der feind- seligen Richtungen. Halb Held, halb Abenteurer wußte der unternehmende Feldherr aus dem Sabinerland durch sein ritterliches Wesen die Phantasie des Volkes und die Streitlust der Krieger zu wecken und zu beleben. Der verrätherische Perperna, des Sertorius Mörder, büßte für seine Frevel- thaten durch schmachvollen Tod. 1») Der Sclavenkrieg (72 — Ss.) §. 192. Die Mißhandlungen, denen die zahllosen kriegsgefangenen Sclaven ausgesetzt waren, trieben die Unglücklichen zuletzt zur Verzweiflung und führten einen drohenden Befreiungsversuch herbei. Siebenzig Fechter- sclaven (Gladiatoren) entflohen in Capua der Geißel ihres Zuchtmeisters, erbrachen die Sclavenkerker in Unteritalien und riefen zum Freiheitskampfe auf. In Kurzem war ihre Zahl auf 70,090 angewachsen. An ihrer Spitze stand der kühne, talentvolle Thraker Spartacus, der Anfangs die Absicht hatte, die mit erbeuteten Waffen bewehrten Schaaren in ihre Heimath zurück- zuführen. Allein die Niederlage und Flucht einiger consularischen Heere, die ihm den Weg verlegten, mochte ihn mit der kühnen Hoffnung erfüllt haben, die römische Macht zu stürzen und an den Eroberern des Erdbodens Rache zu nehmen. Groß war die Gefahr der Römer. Aber Mangel an Kriegszucht

9. Bd. 1 - S. 227

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Römerreich. 227 Bart und Haupthaar, schrie in Todesangst um der Quirlten Beistand. Er zeigte den Ausammcnlaufenden die blutigen Zeichen unmenschlicher Mißhandlungen und erzählte: ihm sei, nachdem er in achtundzwanzig Schlachten gewesen, im Kriege Haus und Hof geplündert und abgebrannt, die Hungersnoth der etruskischen Zeit habe ihn gezwungen, Alles zu verkaufen; er habe borgen müssen, die Schuld sei durch den Wucher vielfach ausgelaufen: dann habe der Gläubiger sich ihn und seine zwei Söhne zusprechen lassen, und sie in Ketten gelegt. Manche erkannten aus den entstellten Zügen einen wackern Hauptmann; das Mitgefühl, die Wuth verbreitete Tumult durch die ganze Stadt: Verpfändete und Ledige liefen zusammen, und alle heischten Abhülfe der allgemeinen Noch." Nun war gerade Krieg mit den Volskern und das Volk weigerte den Heerbann. Da ließ der zweite Consul P. Servilius verkünden, „wer wegen Schulden als eigen ge- halten werde, könne sich ungehindert zum Dienst melden, und die Kinder der Soldaten sollten in ihrer Freiheit und im Besitz des väterlichen Eigenthums nicht angetastet wer- den." Auf dieses Versprechen schwuren alle Verpfändete zur Fahne und der Consul erfocht einen glänzenden Sieg. Als aber Appius Claudius die aus dem Felde heimkehrenden Schuldknechte in ihre Kerker zurücksandte und die Verpfändeten ohne Erbarmen den Schuldherren zusprach, geriethen die Plebejer, ergrimmt über den Treubruch, in offenen Ausstand und widersetzten sich der Vollstreckung des Befehls. Nach einiger Zeit gelang es jedoch dem volksthümlichcn Marcus Valerius, den die Patrizier in ihrer Noth zum Die tat or ernannt, die Plebejer wieder zu beschwichtigen und sie, unter Erneue- rung der früheren Zusage, abermals zum siegreichen Kampf ins Feld zu führen. Allein die verheißene Befreiung der Schuldknechte wurde von dem Senat aufs Neue verworfen. Da legte Valerius im Unmuth seine Würde nieder; die Plebejer aber, die noch außer- halb der Stadt in Reih und Glied aufgestellt waren, weigerten den Consuln den Ge- horsam und besetzten den mons sacer in der crustumerischcn Feldmark am Anko. — „Den Plebejern ist in der Geschichte jener innern Kämpfe die Eigenschaft des Volks, den Patriziern nur die der Kaste zuzucrkennen. Die Starrheit der Letztern, das egoistische Festhalten an ungebührlichen Vorrechten, der bürgerfeindliche und lieblose Sinn, mit dem sie den Streit führten, stand weiterer Entwickelung des Volks und Staats schroff entgegen. Wenn sie mit ihren Clienten die einzige Füllung des Staates blieben oder ihre Standesformen für die gesammte Bevölkerung geltend zu machen vermochten, so ward Rom eine starre Aristokratie ohne regen Fortbildungstrieb und ohne große Zukunft. Darum sind die Patrizier trotz ihrer politischen Bildung und priefterlichcn Weisheit doch nur die Vertreter einer Stabilität, die der Cultur Früchte zu bringen nicht geeignet war, die wackern Plebejer aber, welche unermüdlich fortschreitend ihrem Stande Rechte er- kämpften, die Werkzeuge zu volksthümlicher Culturcntwickelung." §. 147, Coriolan. Bald nachher brach eine Hungersnoth in Rom aus, und als endlich Schiffe mit Getreide aus Sicilien ankamen, stellte der stolze Patrizier Marcius Coriolanus den Antrag, man solle den Plebejern nicht eher etwas davon verabreichen, als bis sie in die Abschaffung der Volkstri- bunen gewilligt. Da sprachen die Plebejer in ihrer Tribusversamm- lung die Acht über ihn aus und nöthigten ihn zur Flucht. Rachedürstend begab er sich zu den Volskern und beredete sie, unter seiner Führung einen Einfall in das römische Gebiet zu machen. Schon waren sie verheerend bis zum fünften Meilenstein vorgedrungen, als es den vereinten Bitten der Mut- ter und Gattin des Feldherrn gelang, ihn zum Rückzug zu bewegen. Aus Zorn darüber sollen ihn die Volsker erschlagen haben, behielten aber die eroberten Städte. 15

10. Bd. 1 - S. 228

1854 - Leipzig : Engelmann
228 Geschichte der alten Welt. 1») Die Kämpfe der.plebejer mit den Patriziern um Gleichheit der Rechte. §. 148. Durch den Zwiespalt der Stande wurde Rom so geschwächt, daß die äußern Feinde eine Landstadt um die andere an sich rissen und das römische Gebiet schmälerten. Von Norden drangen die Vesenter immer kühner hervor, und als endlich die dreihundert Fabier gegen sie auszogen, starben alle Glieder dieser hochherzigen Patrizierfamilie bis auf Einen den Heldentod an dem Flüßchen Cremera. Früher als harte und stolze Ver- fechter der Patrizierrechte von den Plebejern angefeindet, hatten sie sich zuletzt dem Volke zugewendet und dadurch den Haß ihrer Standesgenossen auf sich geladen. Da erbaten sie sich vom Senat das Vorrecht, den Vejenterkrieg auf eigene Hand ohne weitern Beistand ausfechten zu dürfen und zogen, als ihrem Verlangen freudig willfahrt wurde, unter den Glückwünschen des Volks in das feindliche Gebiet. Von einem festen Standort aus fügten sie den Vejentern großen Schaden zu und kehrten von manchem Strauß siegreich und beutebeladen zurück, bis sie zuletzt, verleitet von der Begierde, eine absicht- lich ins freie getriebene Viehherde zu rauben, in einen Hinterhalt geriethen und von den Feinden umringt nach der tapfersten Vertheidigung auf einer Anhöhe sämmtlich erschlagen wurden. Nur ein Einziger überlebte den Fall und pflanzte das Geschlecht fort. Von Süden machten die Volsker und Aeguer verheerende Einfälle, bis endlich der vom Pflug abgerufene und zum Dictator ernannte Q. Cincinnatus die letztem am Berge A lgi dus voll- ständig besiegte und unter dem aus drei Sperren gebildeten Joch durchgehen ließ.*) Die Plebejer, deren Arm die Schlachten gewinnen mußte, hatten wenig Lust, ihr Blut zu verspritzen, um ihre Dränger mächtiger und reicher zu machen; sie ließen sich sogar zuweilen freiwillig schlagen, wenn ein harter Patrizier ihr Anführer war. Heiße Kämpfe führten sie dagegen in der Stadt, um die bevorrechteten Altbürger aus dem Alleinbesitz des Gern ein landes, der Rechtspflege und Gesetzkunde und der höhern Staatsämter zu treiben. *) Die alte Heldensage vom Acquerkampf und vom biedern Vaterlandsfreund Cin- cinnatus lautet nach Niebuhrs Erzählung folgendermaßen: „Die Aequer hatten Frie- den geschlossen; dennoch führte Gracchus Clölius sie wieder auf den Algidus, und sie erneuer- ten ihre jährlichen Plünderungen. Eine römische Gesandtschaft kam in das Lager um über die Ungerechtigkeit zu klagen: sie wurden verächtlich ausgenommen; der äquischejmperator verbot ihnen ihm lästig zu fallen: sie möchten ihre Klagen der Eiche erzählen unter deren weitem Schatten sein Tribunal errichtet war. Die Gesandten empfingen das schnöde Wort als ein Omen: der Geist, welcher Jupiters heiligen Baum belebte, vernahm von ihnen die Ungerechtigkeit der Stolzen, und die Seufzer der Bedrängten. — Aber die Ahndung zögerte, Minucius ward geschlagen und umringt: fünf Reuter, welche entkamen, ehe die Linien geschlossen waren, womit die Aequer das römische Lager umzingelten, brachten die Botschaft. Alsbald ernannten die Patres L. Cinnmatus zur Dictatur. Die Ernennung brachte ihm ein Waibel nach der vatikanischen Feldmark, wo er
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